Preisträger 2003
Harald Schmidt
Auszug aus der Laudatio von Helmut Ahrens
„Zunächst muss gesagt werden, dass Schmidt einfach gut ist. Im Rede- und
Antwortspiel ist er reaktionsschnell, seine Komik ist pointensicher, um
das mindeste zu sagen. Er hat einen nachgerade britischen Sinn für das
Abgründige, das Dunkle. Niemand serviert pechrabenschwarzen Humor so
nonchalant wie er. Überdies führt er keinen Stellungskrieg. Wenn
Kommentatoren, Satiriker, Kabarettisten journalistische Meinungsmacher
offensichtlich immer ganz genau wissen, was richtig und falsch, gut und
böse, schwarz und weiß ist, dann schüttelt Harald Schmidt jede
Positionierung, jede nachhaltige Festlegung aus den Texten seiner Sendung
wie der Hund das Wasser aus dem Fell In einer Fernsehlandschaft, die von
den Öffentlich-rechtlichen bis zu den Privaten erschreckend berechenbar
ist, trägt diese Unabhängigkeit, dieses sich nicht vereinnahmen lassen,
ganz wesentlich zu Schmidts Erfolg bei. Seine Show wurde zum Spiegel
bundesrepublikanischer Wirklichkeit. Nicht nur der politischen, das
kannten wir. Nicht nur der gesellschaftlichen, das hatte es auch schon
gegeben. Was plötzlich vor unser aller Augen geschah, war eine Spiegelung
des Alltags. Ironisch, überhöht und überzeichnet, begegneten wir – die
Zuschauer – immer wieder uns selbst.
Aber gegen den Stachel der stets gut meinenden Meinungsmacher löckt
Schmidt außerordentlich gerne. Trotz allem wird ihm – fast immer zumindest
– verziehen. Gerade das Feuilleton scheint diese denkwürdige Verbindung
von Stammtisch, Volkesmeinung und Intellektualität zu goutieren.“