Preisträger 2001
Joachim Kaiser

 

Auszug aus der Laudatio von Helmut Ahrens

„Kaiser: Ein Großkritiker, ein Repräsentant der Institution Literaturkritik zumal, der über Kultur mit weitem Überblick schreibt, gleichermaßen von Literatur und von Musik berichtet, alles in allem einer, der, nimmt man die in die Hunderte gehende Zahl der bekannten Streiflichter der „Süddeutschen Zeitung“ hinzu, sich jedem Thema zu öffnen vermag.
Aber professoral spröde, akademisch nüchtern ist der Ton der journalistischen Arbeiten Kaisers an keiner Stelle. Verfügt er doch über die Gabe, sich die Begeisterung des freien, des gebildeten Dilettanten zu erhalten, obgleich der Autor kenntnisreich und wissend, höchlichst gebildet und belesen.
Eine der Erklärungen für die frische Unmittelbarkeit einer Kaiserschen Kritik ist an der Lust festzumachen, sich einer historisierende Distanze erheischenden Sehweise zu verweigern. Die Hingabe an das Jetzt, die Lust an der Gegenwart schenkt uns Lesern das Gefühl, der Kritiker Kaiser habe diesen „Rosenkavalier“ zum ersten Mal gehört. Joachim Kaiser sagt selbst: ´Die Gegenwart, über die man grinst, weil sie so wenig herzugeben scheint, sie ist das Eigentliche. Aber das merkt man gegebenenfalls erst später und gegebenenunfalls gar nicht.´“
Den Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik des Jahres 2001 erhält ein eleganter Sänger der Hochkultur, ein leidenschaftlicher Streiter für große Musik und große Literatur, der Publizist und Kritiker, Joachim Kaiser, ein Journalist von Gnaden.“