Preisträger 1998
Johannes Gross †
Auszug aus der Laudatio von Helmut Ahrens
„Nicht alle Tage denkt einer so messerscharf, ficht einer so pointiert,
schreibt so elegant, spricht so behende und ist zu allem Glück noch so
belesen, wie der Preisträger des Jahres 1998, Johannes Gross.
Wer von den Wirkungen des Publizisten Johannes Gross berichtet, sieht
einen liberalen Menschen vor sich. Einen, der als intellektueller Geist,
als Autor, durchaus angelsächsisch geprägt ist. Da wird ein merkwürdiger
Dualismus offenbar. Denn Gross selbst würde sich eher als frankophil
bezeichnen. In der Höflichkeit eine Tugend zu sehen, auch dies ist
angelsächsisch, wie auch die Überzeugung, dass das Individuum, der
Einzelne, Veränderungen herbeiführen kann.
Gross beklagt eine soziale und kulturelle Entwicklung, die mit einer
Verrohung im sprachlichen Umgang einhergeht. Eine Proletarisierung der
öffentlichen Sprache, ein Verlust an Charme, der für ihn menschenfeindlich
wie auch unerfreulich ist.
Johannes Gross gehört zu den großen Zeitzeugen der Bonner Republik. Er ist
ein unabhängiger, liberaler, manchmal konservativer, immer aber
origineller Geist, selbstbewußt, manchmal nicht ohne Sendungsbewußtsein,
immer aber mit einem großen Gefühlt für Stil und Takt.“