Preisträger 2000
Joachim Fest †
Auszug aus der Laudatio von Helmut Ahrens
„Sich sperrig zu geben, nicht mit dem Strom zu schwimmen, auf dem Wert von
Erkenntnissen zu bestehen, auch wenn sie dem Zeitgeist nicht entsprechen,
dies gehört durchaus zu den Charaktereigenschaften des Publizisten Fest.
Allerdings bleibt diese Eigenschaft nicht nur auf intellektuelle
Einsichten beschränkt, sondern kann sich auch auf das praktische Handeln
beziehen.
Die Sprache Joachim Fests versinkt an keiner einzigen Stelle in spröder
Wissenschaftlichkeit oder oberflächlichen Journalismus. Geschichte, hier
wird es deutlich, hat immer auch etwas mit dem Erzählen, mit Literatur zu
tun. Fests Feuilleton zeichnete sich durch einen liberalen Ton aus, er
selbst sagt: „Liberal ja, aber nicht meinungs- und prinzipienlos, wie das
heute oft verstanden wird.“
Der Publizist, der Historiker, der Autor Joachim Fest, der heute bis an
die 15 Bücher geschrieben hat, er empfindet und empfand die Arbeit des
Schreibens nie als Qual, als schöpferischen Kampf. Er habe das immer
gemacht, das Schreiben, weil er fühle, dass dieses Schreiben, auch wenn es
mühsam sei, für ihn die liebste Form des Daseins bedeute, ja die
intensivste Form des Daseins. „Das Schreiben,“ so Fest, „ist eine „große,
den ganzen Geist des Menschen beanspruchende Tätigkeit. Die Sprache macht
den Menschen aus“.
Mit dieser Sprache hat er in unserer Gesellschaft viele, aber auch vieles
erreicht.
Meine Damen und Herren, der Hildegard-von-Bingen-Preis 2000 geht an einen
großartigen Autor und bedeutenden Publizisten.“